Grundwissen TCM Teil 1

Was ist traditionelle chinesische Medizin (TCM)?


Dao erzeugt eins

Eins erzeugt zwei

Zwei erzeugt drei

Drei erzeugt alle Wesen

Laotse, Tao te King, das Buch vom Sinn und Leben


Dao erzeugt eins

In der chinesischen Philosophie ist Dao der Urgrund allen Seins. Es ist jenseits aller Worte und Vorstellungen. Hier ist alles eins. Es mit Worten beschreiben zu wollen ist unmöglich, alle Schriften, alle Philosophen, die vom Dao reden, konnten es immer nur umschreiben oder in Gleichnissen ausdrücken.

Wer redet, weiss nicht, wer weiss, redet nicht

Laotse

Um es vielleicht in etwas besser verständlichen Worten zu beschreiben, könnte man sagen, dass Dao dem Zustand eines Neugeborenen entspricht. Es ist ein paradiesischer Zustand voller Verbundenheit mit der Mutter, es fühlt sich eins mit der Mutter und allem anderen. Es ist sich selbst als Individuum noch nicht bewusst.

Es bleibt aber trotz allen Versuchen es zu beschreiben immer ein Geheimnis ungelüftet. Es ist vielleicht auch etwas, was es zu erfahren gilt, nicht mit dem Verstand sondern mit dem Herzen oder auf einer anderen Ebene, die auch jetzt schwer in Worte zu fassen ist.


Eins erzeugt zwei - Yin und Yang

Aus der Unbewusstheit in das Ich-Bewusstsein und Individualisierung. Die Polarität entsteht.

Hell und Dunkel, männlich und weiblich, Freude und Trauer…..alles hat zwei Seiten, alle Ereignisse und Sachverhalte sind das Ergebnis zweier gegensätzlicher Kräfte. Ohne die eine Kraft wäre die andere nicht vorstellbar. Für dies steht das Yin- und Yang- Symbol

Das Bild des Yin und Yang symbolisiert Bewegung, nichts steht still. Wenn das Dunkle weicht, kommt das Helle, wenn das Schwache weicht, kommt das Starke. Schwarz repräsentiert Yin – das Weibliche, Dunkle, die Ruhe und das Vergehen. Weiss repräsentiert Yang – das Männliche, Helle, die Aktivität und das Werden. Die beiden Punkte symbolisieren, dass in jeder Seite bereits ein Keim des jeweils anderen enthalten ist.

So ist in der chinesischen Medizin Gesundheit kein fixer Zustand. Gesundheit bedeutet, dass alles in guter Balance ist, alles fliesst frei und geht ungehindert seinen Weg.


Zwei erzeugt Drei - Yin, Yang und Qi oder Erde, Himmel und Mensch

Aus der Wechselwirkung zwischen Yin und Yang entsteht Qi, die Lebensenergie.

Alles im Universum ist Qi, wirklich alles. Vom Universum bis zum Innersten in jedem Planeten.

Qi formt den Menschen, er steht zwischen Himmel (Yang) und Erde (Yin). Auch Gedanken, Träume und Gefühle sind Qi.


Drei erzeugt alle Wesen

Qi erschafft alles, alles in der geistigen und materiellen Welt.

Qi erschafft alles, Qi ist alles.

Auch das Qi unterliegt dem stetigen Wandel, es fliesst unaufhörlich. Wenn es gehindert wird, dann entsteht eine Disharmonie. Auf den Menschen bezogen bedeutet das, dass körperliche und/oder psychische Krankheit entsteht.

Mit den verschiedenen Therapiemöglichkeiten versucht man das Qi wieder in seine geordneten Bahnen zu lenken (siehe die 5 Säulen der TCM).


Die 5 Wandlungsphasen

In der TCM arbeitet man mit den 5 Wandlungsphasen. Sie sind in einem Kreislauf dargestellt und zeigen die Beziehung zueinander.

Der Übergang von der Yin-Yang-Theorie zur Wandlungsphasentheorie wird durch die Vierteilung des Yin-Yang-Systems dargestellt:

  • Das kleine Yang (Shao Yang) ist die Zeit des Frühlings, des Grünens, des Entfaltens und wird mit der Wandlungsphase Holz verbunden.
  • Das grosse Yang (Tai Yang, Yang) ist die Zeit des Sommers, der Wärme und wird der Wandlungsphase Feuer zugeordnet.
  • Das kleine Yin (Shao Yin) entspricht dem Herbst, der Dichte, der Feuchtigkeit, dem Formbaren, Gestaltbaren und wird der Wandlungsphase Metall zugeordnet.
  • Das grosse Yin (Tai Yin) entspricht dem Winter, Ruhe, der Kälte und der Wandlungsphase Wasser.

Im chinesischen Denken wird die Mitte als fünfte Wandlungsphase bezeichnet. Die Erde ist die Mitte, das Zentrum, der Kreuzungspunkt. Als Jahreszeit entspricht der Erde die jeweilige Zeit des Übergangs, von einer Jahreszeit in die Nächste.

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Ein weiteres Konzept, das dem westlichen Denken entsprungen ist, besagt, dass die Erde als fünfte Wandlungsphase nach dem Feuer eingeteilt ist und dem Spätsommer entspricht. Für mich persönlich haben beide Konzepte ihre Richtigkeit.

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Alle Wandlungsphasen werden Qualitäten zugeordnet und jede dieser Qualität hat eine Richtung:

  • Feuer ist heiss, steigt auf und ist bitter
  • Wasser sinkt, befeuchtet und ist salzig
  • Holz bricht hervor, ist kräftig und sauer
  • Metall kann geschmolzen und gehärtet werden und ist scharf
  • Erde ermöglicht das Werden aller Dinge und ist süss


Der Hervorbringungszyklus

Hervorbringung bedeutet Erzeugung und Förderung. Jede Wandlungsphase erzeugt eine folgende und wird von der vorhergehenden erzeugt. Dies wird als Mutter-Kind-Beziehung beschrieben d.h. Feuer ist das Kind von Holz und die Mutter von Erde usw.


Kontrollzyklus

Beim Kontrollzyklus wird je eine Wandlungsphase übersprungen. Jede Wandlungsphase kontrolliert eine andere und wird selbst kontrolliert d.h. Wasser kontrolliert Feuer, Feuer kontrolliert Metall etc. Damit wird das innere Gleichgewicht unter den Wandlungsphasen gesichert.

Diese beiden Sequenzen sind physiologisch und für den gesunden Organismus absolut notwendig.


Überwältigungszyklus

Bei schweren Störungen kommt es zur Überwältigungsreihenfolge. Diese Reihenfolge ist identisch mit der Kontrollsequenz. Ist das Gleichgewicht gestört, kann eine Wandlungsphase die andere überkontrollieren. Dies stört das System und stiftet Verwirrung, es treten pathologische Zeichen auf, sogenannte Disharmonien im System. Dass so eine Überkontrolle überhaupt stattfinden kann, setzt eine Schwäche oder übermässige Fülle voraus.


Gegenläufigkeits- oder Beleidigungszyklus

Beim Gegenläufigkeitszyklus läuft der Kontrollzyklus rückwärts ab. Das heisst: Feuer überwältigt Wasser, Wasser überwältigt die Erde etc. Wenn dies geschieht, also dass eine Wandlungsphase, die eigentlich von einer anderen kontrolliert werden sollte, diese selbst zu kontrollieren beginnt, ist leicht vorzustellen. Das natürliche Konzept fällt auseinander und es entsteht Chaos. Dies setzt immer erhebliche Störungen des Gleichgewichts voraus. Tritt ein solcher Zyklus auf, wird es immer mit gravierenden Störungen zu tun haben.


Die Entsprechungen der fünf Wandlungsphasen


Alles kann in diese 5 Wandlungsphasen eingeteilt werden

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Die 5 Säulen der traditionellen chinesischen Medizin

Wie bereits weiter oben beschrieben arbeitet die TCM mit dem Qi. Über die 5 Säulen kann das Qi beeinflusst werden


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Detaillierte Erklärungen zu den einzelnen Säulen folgen in den nächsten Beiträgen


Ich hoffe ich konnte dir mit dieser kurzen Erklärung die TCM näher bringen. Falls du Fragen oder Bemerkungen hast, dann melde dich einfach bei mir.

Alles Liebe für dich und mögest du aufrichtig glücklich sein.

Deine Michèle


Nachtrag

Keine von meinen Aussagen hier sind Gesundheits- oder Heilversprechen. Es sind Tipps und Erfahrungen die ich selber gemacht habe und ich gebe sie hier als Information an dich weiter. Sie ersetzen keinen Besuch bei einem Arzt oder Heilpraktiker.